Der Vierzeiler / 30. Jahrgang - Nr. 2 / 2010

Sie spielen alle Register!

Es ist eigentlich kaum vorstellbar: Eine örtliche Festlichkeit ohne Blaskapelle, das wäre wie Maipfeiferl-Schnitzen im September. Nun einmal davon abgesehen hat die Blasmusik in den letzten Jahrzehnten eine unüberhörbare Entwicklung genommen: Ein breiter Spannungsbogen verläuft heute von der Funktion als treuer Begleiter der Bevölkerung in der Stadt und auf dem Land über den Jahreslauf und Lebenslauf bis hin zu außergewöhnlichen Konzert- und Eventveranstaltern im symphonischen Bereich auf höchstem musikalischen Niveau. Solange das Eine nicht vom Anderen verdrängt wird, sondern in ausgeglichener Symbiose wächst, ist das ein durchaus begrüßenswerter und erwünschter Fortgang. Denken wir an die vielen Vorteile, die sich jungen Musikerinnen und Musikern durch das Erleben einer solchen Gemeinschaft auftun: sinnvoll Zeit verbringen, Teamarbeit begreifen, musikalische Weiterbildung genießen, Umgang mit älteren Kollegen kennen lernen, Wertschätzung vor der Tradition aufbauen und vieles mehr.

Jetzt wird uns ein Marsch geblasen

Die Autoren der vorliegenden Hauptbeiträge wissen davon einen Marsch zu blasen. Professor Suppan, Ehrenvorsitzender des Steirischen Blasmusikverbandes, lässt als absoluter Kenner einerseits 200 Jahre Blasmusik in Österreich Revue passieren und blickt andererseits auf die nunmehr bereits 60jährige Geschichte des Steirischen Blasmusikverbandes zurück. Gerhard Freiinger, selbst Lehrender an der Kunstuniversität in Graz, weist auf die besonderen Fähigkeiten hin, die ein Kapellmeister heute zwar zum Teil erlernen kann, die aber zu einem großen Teil auch ganz dem persönlichen Charakter des Menschen selbst innewohnen müssen.
Ein außergewöhnliches Beispiel eines florierenden Musikvereins schildert Josef Bratl, aktiver Kapellmeister und Musikschuldirektor, wenn er über den kleinen Ort Heilbrunn mit seinen 28 Einwohnern und erstaunlichen 67 aktiven Mitgliedern der Blaskapelle spricht. Denise Rainer, selbst begeisterte Musikerin, führt uns in eine junge energiegeladene Musikwelt, wo Frau mit Tuba ihren Mann stellt und sich ganz der generationenübergreifenden Vermittlerrolle annimmt. Nicht zuletzt geht Paul Reicher, medienverbandelter Musiklehrer, mit uns den wichtigen Pfad, der weg von den Noten und hin zum Publikum führt in die Welt der kleinen Tanzmusikgruppen, die heute einfach nicht wegzudenken sind.